Werke
landscape soundscape
ina otzko . alois späth
Die Doppelausstellung vereint Landschaftsaufnahmen der heute in Süditalien lebenden, norwegischen Künstlerin Ina Otzko und des Berliner Klangkünstlers Alois Späth. Während Otzko sich in ihrem Projekt LEVIATHAN einem schlafenden Vulkan mithilfe der Polaroid-Fotografie annähert und in einen Diskurs über die zivilisatorische Verantwortung des Menschen gegenüber den natürlichen Ressourcen eintritt, nimmt Späth Bilder von Wasser und einem Baum zum Anlass für eine ästhetische Umdeutung des Vorgefundenen.
20.06.2017 – 29.07.2017
Am 20.09. findet ab 19 Uhr die Ausstellungseröffnung statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Das Zither-Duo Sarah und Tabea Wurmer, München, bringt die Komposition „Spheres & Associations“ von Alois Späth für Zither und Elektronik zur Aufführung. Der Künstler Alois Späth ist anwesend.
Folgende Werke sind in der Ausstellung zu sehen:
landscape soundscape
Ausgangsmaterial der 21 gezeigten FineArt Prints aus der Serie LEVIATHAN von Ina Otzko ist die komplette Serie von 78 gerahmten (25x20 cm) Unikaten Polaroid 600.
Zu sehen sind Ansichten vom Krater des schlafenden Vulkans Solfatara, der im Regionalpark von Campi Flegrei, Gemeinde Pozzuoli (nördlich von Neapel) liegt.
„Wahrheit ist auch das Streben nach ihr selbst: So wie Glück wird auch sie nicht bestehen. Sogar die Dichtung fängt an, sich in der Säure zu lösen. Streben, streben. Ein Wind regt sich sachte, dreht sich im Kreis, sehr kalt. Wie sollen wir’s sagen? Im normalen Gespräch – wir müssen jetzt reden. Ich bin mir der Worte nicht länger sicher, das Uhrwerk der Welt. Unerklärlich ist es, das ‚Zuviel der Dinge‘, täglich leuchtet der Himmel mit dieser Vorherrschaft, und wir sind das Jetzt geworden. Wir müssen jetzt reden. Furcht ist Furcht. Aber wir verlassen einander.“ Leviathan, aus New Collected Poems von George Oppen (1908–1984).
Das Projekt LEVIATHAN setzt sich mit der anspruchsvollen Position einer gemeinsamen Verantwortung in Bezug auf die Nachhaltigkeit des Lebens auseinander, die dem gestiegenen Firmen– und Privatbesitz des Erdvermögens gegenübersteht.
Soziale Hierarchie und finanzielle Macht trennen uns offenbar mehr denn je voneinander, da nachwachsenden Ressourcen im umgekehrten Verhältnis zur Zahl der Menschen auf unserem Planeten stehen. Daraus ergibt sich die Frage: Braucht die Erde den Menschen? Wenn die Antwort positiv ist, wie können wir dann unseren angeblich unvermeidlichen Kurs ändern, um das Überleben zu ermöglichen? “Was mit uns geschieht, kann von drei Ursachen abhängen: von einem Unglücksfall, vom Schicksal, vom freien Willen”, legt Gurdjieff in Ouspenskys „In Search of the Miraculous“ nahe.
Je feiner unser Körper abgestimmt ist, desto tiefer sehen wir uns und andere. Indem wir grenzenlosen Zugang zu digitalen Informationen haben und in aggressiver Weise darüber verfügen, müssen wir uns fragen, was uns dazu veranlasst, einen Gedanken oder eine Tat über einen anderen zu beschließen. Auf einer anderen Ebene: Wie fordern Macht und Freiheit (die selten in Einklang zu bringen sind) unsere gegenwärtige gesellschaftliche Verantwortung heraus, indem sie zur selben Zeit die Widersprüche zwischen der Nachhaltigkeit des menschlichen Lebens und den Ökosystemen der Natur beschönigen? Wie beeinflussen darüberhinaus unsere Gedanken unsere Identität, unser Verhalten und die inhärente Eigenverantwortung, die wir gegenüber unserer Umgebung haben?
Mit Ausnahme des Sounds zu „Mein Herz Es Dampft“ präsentiert Alois Späth keinen Klang, keine Klanginstallation oder musikalische Komposition sondern reine Bildkunst. Damit tritt Späth aus dem Kreislauf der Erwartungen an ihn als Klangkünstler ebenso aus, wie er aus dem Loop einer Selbstdefinition heraus eine Richtungsänderung vornimmt, einen Haken schlägt.
Nachdem im Bild „Götter“ noch loop-behaftete Spiegelungs– und Wiederholungstechniken angewendet wurden, um ein abstraktes Motiv zu erhalten, ändert sich in „Baum (Sequenz)“ und „Welle (Triptychon)“ die Technik, die Form und damit auch der vermittelte Inhalt des Bildes:
In „Baum (Sequenz)“ wurden vier Fotografien des gleichen Ausschnitts von sich im Wind bewegenden Ästen eines Baumes übereinander gelegt — es entsteht das verdichtete Moment einer Videoaufnahme. Jedoch ist es auch kein zeitloser Moment, da die Bewegungen – anders als bei seinen Klanginstallationen – nicht kreisen und in sich künstlich / künstlerisch geschlossen wurden. Die Form bricht auf, Bewegungen stechen in verschiedene Richtungen und kompromittieren damit geradezu das weite Hellblau des Himmelsraums als platte hellblau gestrichene Fläche oder Wand.
Die Arbeit „Welle (Triptychon)“ vereint drei Fotografien, die jeweils den Ausschnitt eines Flusswehrs zeigen. Die drei Bilder sind einzeln betrachtet unbearbeitete Naturfotografien. In ihrer Kombination zu einem Triptychon und der bewussten Anordnung innerhalb dieses Triptychons lässt sich jedoch der künstlerische Eingriff erkennen. Er beschäftigt sich mit Form, mit Fortsetzung, Wiederholung oder auch Nicht-Wiederholung (durch Abweichung) von Form und lässt die Bilder selbst durch ihre Rhythmik, durch die Verdichtung und Entzerrung der Wellenlinien in ihnen über diese Phänomene sinnieren. Dieser Prozess geschieht vor einem schwarz-bläulich schimmernden Hintergrund, und seine Nähe zu Audio-Wellenformen und damit zu Klang ist unschwer zu erkennen.