Bio­gra­fie

Eva Gantar (* 1973) ist frei­schaf­fende  Archi­tek­tin und Foto­gra­fin. Ihr Zugang zur Foto­gra­fie ist kon­zep­tio­nell. Der tran­si­to­ri­sche Moment und die Abbil­dung von Rea­li­täts­ebe­nen, die mit blo­ßem Auge nicht sicht­bar sind, sind für sie von ent­schei­den­der Rele­vanz. Mit unter­schied­li­chen Metho­den (Camera obscura, Ver­än­de­run­gen von Aggre­gats­zu­stän­den etc.) ver­sucht sie die mikro­sko­pi­schen Momente des All­tags ein­zu­fan­gen und les­bar zu machen. Nach der Wahl der Her­an­ge­hens­weise greift sie nicht mehr ein.
Aus­gangs­punkt der Serien „Ice­cu­bes“ (2008) und „Cross­roads“ (2009) etwa ist eine von oben foto­gra­fierte, kon­ven­tio­nelle Stra­ßen­szene mit Fuß­gän­gern. Die Kreu­zung steu­ert die Geschwin­dig­keit der Stadt zwi­schen Still­stand und die Bewe­gung. Auch im foto­gra­fi­schen Sinne wird das Bild ein­ge­fro­ren und so weit che­mi­schen Ein­flüs­sen unter­wor­fen, dass sich sein Aggre­gats­zu­stand bis hin zur völ­li­gen Auf­lö­sung ver­än­dert. Das Bild wird schicht­weise abge­tra­gen und dabei immer wie­der foto­gra­fiert. Letz­ter sicht­ba­rer Rest sind kon­trast­rei­che, unver­än­der­li­che Bild­par­tien. Für die Serie „Bon voyage“ (2010) wird ein Kof­fer als camera obscura auf einen Bahn­hof gestellt. Der Kof­fer ist Kamera und Trä­ger­ma­te­rial zugleich, auf des­sen Ober­flä­che Bil­der unge­fil­tert ent­ste­hen kön­nen, und wird schließ­lich selbst zum Aus­stel­lungs­ob­jekt. Gespielt wird mit dem Per­spek­ti­ven­wech­sel, den zeit­ver­zö­ger­ten, men­schen­lee­ren Auf­nah­men aus dem Kof­fer und dem fast syn­chro­nen Abbild einer digi­ta­len Kamera, die den Kof­fer von gegen­über foto­gra­fiert
„Toxic Beach“ (2012) zielt auf eine Ver­un­si­che­rung des Betrach­ters ab, denn erst auf den zwei­ten Blick ent­puppt sich die schein­bare Stran­d­idylle als toxisch belas­te­tes Sperr­ge­biet um die nahe­ge­le­gene Ölraf­fi­ne­rie. Die Foto­se­rie wird einem ein­zi­gen Bild ent­nom­men. Voy­eu­ris­tisch, wie mit einem Fern­rohr, wer­den Aus­schnitte her­aus­ge­holt, Details erforscht, ohne Rück­sicht auf Bild­auf­lö­sung und Schär­fen und als eigen­stän­dige Bil­der iso­liert. Alle gemein­sam erzäh­len sie eine Geschichte und sind wie eine fil­mi­sche Abfolge les­bar.
In ihren neuen Arbei­ten beschäf­tigt sie sich mit Situa­tio­nen im urba­nen Raum, dem Sam­meln von Orten mit eigen­tüm­li­chen Syn­er­gien und den dar­aus ent­ste­hen­den teils unge­wöhn­li­chen und absur­den Momen­ten. Objekte und Räume, lie­fern Rück­schlüsse auf die Cha­rak­tere der Per­so­nen, die sie besit­zen und bewoh­nen. In Serie sol­len sie als kul­tu­relle Codes les­bar gemacht wer­den.
Neben ihren regel­mä­ßi­gen Teil­nah­men an Aus­stel­lun­gen in Wien bespielt die Künst­le­rin Eva Gantar auch immer wie­der Aus­stel­lun­gen in München.

Cur­ri­cu­lum Vitae
1973 gebo­ren in Wien, Österreich
1993–2002 Stu­dium der Archi­tek­tur, Tech­ni­sche Uni­ver­si­tä­ten Wien und Bar­ce­lona; Diplom
2001–2002 Sti­pen­dium für wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten in Berlin
2002 Tätig im Bereich Archi­tek­tur und Fotografie
2006–2007 Schule für künst­le­ri­sche Pho­to­gra­phie Friedl Kubelka, Wien
2007 Som­mer­aka­de­mie Salz­burg bei Lynne Cohen, Alte Saline, Hallein
2007–2009 Schule für Foto­gra­fie fotoK, Wien; Diplom
Eva Gantar lebt und arbei­tet der­zeit in Wien
Aus­stel­lun­gen (D = Dop­pel­aus­stel­lung, G = Gruppenausstellung)
2013 „Diary of Gone Land­scapes“ (D), zusam­men mit Flo­rian Gie­rer, Gale­rie Michael Heu­fel­der, München
2012 „Visu­elle Archive“ (D), zusam­men mit Klaus Pich­ler, Eyes On – Monat der Foto­gra­fie, Gale­rie am Lob­ko­witz­platz, Wien
„Ver/um/un/ORDNUNG/en“ (G), Eyes On – Monat der Foto­gra­fie, Das Gschwand­ner, Wien
„bazarT 012“ (G), Otten Wirt­schafts­park, Hohen­ems, Vorarlberg
„Alles Ver­gan­gene ist Pro­log“ (G), Mari­nel­li­ga­sse 3, Wien
2011 „bazarT 011“ (G), Villa Clau­dia, Feld­kirch, Vorarlberg
„New SCS“ (Privat-D), zusam­men mit Flo­rian Gie­rer, Vete­ri­när­straße, München
2010 „Salon XV“ (G), Eyes On – Monat der Foto­gra­fie, Rein­dorf­gasse, Wien
„Stop!“ (G), Eyes On – Monat der Foto­gra­fie, zusam­men mit Georg Eck­mayr und Ste­fan Wanka, Gale­rie am Lob­ko­witz­platz, Wien
„anders beschäf­tigt“ (G), Diplom­aus­stel­lung, Stu­dio fotoK, Wien
„Kill My Dar­ling“ (G), fotoK-Hinterhaus, Wien
2009 „The Ideal of Living“ (G), Oran­ge­rie im Eng­li­schen Gar­ten, München
2008 „81 Künst­le­rIn­nen in Kai­ser­müh­len“ (G), die­zelle, Wien
„Raum im Bild“ (G), Pro­jekt­aus­stel­lung, Gale­rie fotoK, Wien
„Soho in Otta­kring“ (G), Wien
„Fleisch“, Büh­nen­bild und Foto­gra­fie, 3Raum-Anatomietheater, Wien
2007 „Poe­try and Pho­to­gra­phy“ (G), Gale­rie am Roten Hof, Wien
„Die Aus­lö­sen“ (G), Gale­rie Blum­berg, Wien
2006 „Aus­stel­lung der Kubel­kaklasse“ (G), Gale­rie Kan­dinsky, Wien
Biblio­gra­fie
2012 Pro­gramm­heft „eyes on – Monat der Foto­gra­fie Novem­ber 2012“, Wien 2012, S. 18 (zu „Ver/um/un/ORDNUNG/en“), S. 27 (zu „Visu­elle Archive“)
2010 Wal­ter Moser: „Für eine Sicht­bar­keit der Foto­gra­fie. Eyes On — Der euro­päi­sche Monat der Foto­gra­fie“, in: Kunst­ge­schichte Aktu­ell 4 (2010) S. 7
Mar­kus Zahr­ad­nik (Hg.): „pre­viewed. Foto­gra­fie aus Wien“, Wien 2010, S. 56–59
Kata­log „Salon XV. 80 Künst­le­rin­nen, 18 Orte“ zur Aus­stel­lung von fotoK im Rah­men von „Eyes On – Monat der Foto­gra­fie“, Rein­dorf­gasse, Wien 2010, S. 38–39
Pro­gramm­heft „Stop!“ zur Aus­stel­lung der Gale­rie am Lob­ko­witz­platz im Rah­men von „Eyes On – Monat der Foto­gra­fie“, Wien 2010
2009 Kata­log „Wien – Die Zelle“ zur Aus­stel­lung „81 Künst­le­rIn­nen in Kai­ser­müh­len“ im ehem. Was­ser­gü­te­amt, hg. v. Ver­ein „Die Zelle“, Wien 2009, S. 122–123
2007 „ich_Arbeiten der Stu­den­ten von Friedl Kubelka“, in: SIOSEH 31 (2007) S. 38


Web­site: www.evagantar.net

Eva Gantar

Eva Gantar

Mich inter­es­siert die Erzeu­gung von Bil­dern, die mit freiem Auge nicht begreif­bar sind, das optisch Unbe­wußte. Die Dar­stel­lung von Zeit, Pro­zes­sen und die Geschichte, die sich außer­halb des Bil­des fort­set­zen könnte.“ (Eva Gantar)