Bio­gra­fie

2010 ent­schied sich der als Archi­tekt aus­ge­bil­dete Tadao Cern (* 1983) aus Vilnius/Litauen, seine Lei­den­schaft für künst­le­ri­sche Foto­gra­fie zu sei­nem Beruf zu machen. Erste inter­na­tio­nale Beach­tung fand seine 2012 ent­stan­dene Foto­se­rie „Blow Job“, die Por­trä­tierte zeigt, deren Gesichts­züge durch den Ein­satz eines har­ten Luft­strahls skur­ril ver­zerrt sind. Sein nach­fol­gen­des Pro­jekt „Revea­ling the Truth“ bestand aus der digi­ta­len Über­ar­bei­tung zweier Iko­nen der Kunst­ge­schichte: Wäh­rend Leo­nardo da Vin­cis „Mona Lisa“ die ursprüng­li­che Bild­be­gren­zung ver­lässt und sich in unge­wohnt natu­ra­lis­ti­scher Stoff­lich­keit dem Betrach­ter prä­sen­tiert, tritt Vin­cent van Gogh auf der Grund­lage sei­nes Selbs­bild­nis­ses von 1889 aus dem Pari­ser Musée d’Orsay dem Betrach­ter als zum Grei­fen rea­ler Mensch mit ste­chen­dem Blick ent­ge­gen. Die unwi­der­steh­li­che Bild­wir­kung die­ser digi­ta­len Rekon­struk­tio­nen erregte das Inter­esse bedeu­ten­der Insti­tu­tio­nen, wie z. B. des MoMA in New York, des Van Gogh Muse­ums in Ams­ter­dam oder der Saatchi Gal­lery in Lon­don.
Diese posi­tive Reso­nanz wurde jedoch durch den welt­wei­ten Erfolg der Serie „Com­fort Zone“ von 2013 noch über­trof­fen. Darin doku­men­tiert Tadao Cern den Strand als Ort, an dem der gän­gige Schön­heits­be­griff und die sonst aufs Pein­lichste geschützte Pri­vat­sphäre keine Rolle spie­len. Im Gegen­satz zum sons­ti­gen öffent­li­chen Raum, der unauf­hör­lich sozia­ler Kon­trolle unter­wor­fen ist, schei­nen hier sämt­li­che Regu­la­tive und Nor­men auf­ge­ho­ben. Die zunächst ohne ihr Wis­sen beim Dösen foto­gra­fier­ten Son­nen­hung­ri­gen haben sich auf ihren bun­ten Bade­tü­chern einen her­me­ti­schen Mikro­kos­mos errich­tet, der sie in ihrer phy­si­schen Prä­senz unan­greif­bar macht. Die unter­schied­li­chen Mode­stile von Bade­tex­ti­lien und mit­ge­brach­ten Acces­soires, die Ver­ren­kun­gen der Schla­fen­den sowie die Unter­schied­lich­keit der kör­per­li­chen Erschei­nun­gen fügen sich dabei zu still­le­ben­haf­ten Arran­ge­ments und bewir­ken so eine ästhe­ti­sche Über­hö­hung des Stran­des und sei­ner tem­po­rä­ren Bewoh­ner. All­täg­li­ches und Beson­de­res, Gewöhn­li­ches und Kunst­vol­les, Erha­be­nes und (unfrei­wil­lig) Komi­sches ver­schmel­zen zu einem fas­zi­nie­ren­den Schau­bild mensch­li­cher Lebens­stile und Ver­schie­den­ar­tig­keit.
Neben sei­nem foto­gra­fi­schen Werk wid­met sich Tadao Cern auch expe­ri­men­tel­len Tech­ni­ken der Male­rei (Serie „Chro­ma­tic Aber­ra­tion“) oder raum­fas­sen­den Instal­la­tio­nen („Black Balloons“).

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