Bio­gra­fie

Vor allem durch seine viel­fäl­ti­gen Per­for­man­ces, Instal­la­tio­nen und kine­ti­schen Kunst­werke, die zumeist Sin­nes­wahr­neh­mung und mensch­li­che Inter­ak­tion in den Mit­tel­punkt stel­len, ist Robert Kess­ler (* 1956) einem grö­ße­ren Publi­kum in Mün­chen und Umge­bung bekannt gewor­den.
Par­al­lel ent­stan­den Foto­gra­fien, die den Ver­lauf eini­ger Per­for­man­ces doku­men­tie­ren; diese Foto­gra­fien besit­zen jedoch einen hohen künst­le­ri­schen Eigen­wert, indem sie bereits als auto­nome Kunst­werke ange­legt sind und die­sen Anspruch auch ein­lö­sen. Dazu gehört die in einem ver­las­se­nen Haus am äußers­ten west­li­chen Ende der Bre­ta­gne ent­stan­dene Bil­der­se­rie „le temps d’illumination / Poul Prat“ (2006), die das zur Nacht kunst­voll illu­mi­nierte Gebäude, die darin ver­sam­mel­ten Instal­la­tio­nen und auch das Innen und Außen bei Tages­licht doku­men­tiert. Das im Dun­keln bewegte Licht, das die Kamera als Leucht­spur regis­triert, spielt von da ab eine zen­trale Rolle. Bei der Serie „light and water“ (2007) zeich­net es ner­vös vibrie­rende Struk­tu­ren in das Blau des Was­sers, bei „invi­si­ble stream“ (2007) berührt es vor dem sich gegen den Nacht­him­mel kaum abhe­ben­den Fluß­lauf die Was­ser­ober­flä­che und kratzt eine ruhende oder auch ener­ge­tisch bewegte Linie ins Dun­kel, wäh­rend Kess­ler für „inside ice“ (2008) das Licht wie einen Blitz in die Eis­ar­chi­tek­tu­ren eines Glet­schers ein­schla­gen lässt. Gehem­nis­voll taucht es anschlie­ßend bei „water­lights fal­ling“ (2008) am Schei­tel eines Fluss­wehrs auf. Die größte Licht­ak­tion Robert Kess­ler stellt aber „… ich bin Dein See“ dar, die im Mai 2009 im Ammer­see rea­li­siert wurde: Licht, das vom Him­mel (mit­tels eines Hub­schrau­bers) zum See her­ab­steigt, wo es ein Boot auf­nimmt, an andere Boote wei­ter­gibt, um schließ­lich einen Kreis aus rotie­ren­den Licht­an­geln zu bil­den. Hier ist es die unver­gleich­li­che Natur­ku­lisse beim ver­lö­schen­den Tages­licht in Ver­bin­dung mit der Licht­in­stal­la­tion, die den Betrach­ter über die Bild­dar­stel­lung in das Gesche­hen ein­tau­chen lässt. Ebenso ist bei der Serie „vision of sound“ das Zusam­men­wir­ken von Klang, Licht und Zeit Vor­aus­set­zung für die Ent­ste­hung eines Licht-Bildes: Ein von Kess­ler kon­stru­ier­ter fle­xi­bler Stab über­setzt Klang und Geräusch in Bewe­gung, wobei der Licht­punkt an der Spitze des Sta­bes beim Durch­schwin­gen des Rau­mes die­sem – bei Lang­zeit­be­lich­tung – ein drei­di­men­sio­na­les Mus­ter ein­schreibt, in exak­ter Rela­tion zum momen­tan ein­wir­ken­den Klang.
Die Foto­gra­fien von Robert Kess­ler gehö­ren damit dem wei­ten Feld der expe­ri­men­tel­len Foto­gra­fie an, doch ist das Expe­ri­ment nicht ästhe­ti­scher Selbst­zweck: Licht ist nach dem Ver­ständ­nis des Künst­lers das Abbild der mensch­li­chen Seele und Zei­chen der Erin­ne­rung, wie selbst­ver­ständ­lich ein­ge­bet­tet in den Kon­text des Lebens­ele­men­tes Wasser.

Cur­ri­cu­lum Vitae
1956 gebo­ren in Nürnberg
1978–1980 Stu­dium der Kunst­ge­schichte, Ludwig-Maximilians-Universität, München
1980–1985 Stu­dium an der Aka­de­mie der Bil­den­den Künste, Mün­chen, bei den Pro­fes­so­ren Gerd Win­ner, Fri­dhelm Klein und Robin Page (Meis­ter­schü­ler); Diplom
1985–2008 Tätig­keit als bil­den­der Künst­ler und Leh­rer für Kunst und Wer­ken Mitt­lere Reife und Abitur im In– und Aus­land; Foto­graf und Druck­vor­stu­fen­lay­ou­ter, Web­de­si­gner, Projektcoach
2000–2008 Vor­träge, Work­shops, Publi­ka­tio­nen und Lehr­tä­tig­kei­ten u. a. an der Aka­de­mie der Bil­den­den Künste Mün­chen, der Aka­de­mie für Leh­rer­fort­bil­dung Dil­lin­gen und an der Schwa­ben­aka­de­mie Irsee.
2008 Frei­schaf­fen­der Künst­ler, social kine­tic art
Robert Kess­ler lebt und arbei­tet in Aschaf­fen­burg, Bayern.
Aus­stel­lun­gen (E = Ein­zel­aus­stel­lung, G = Gruppenausstellung)
2013 „Birds, Insects and Sound machi­nes“, Aus­stel­lung und Kon­zert mit Kathy Hinde, Matthew Olden, Chris­toph Rei­se­rer, Robert Kess­ler, Tom Sora und Hel­mut Wol­fen­stet­ter, Signal­raum (Halle 4), Kul­tur­zen­trum Ein­stein, München
„room is music is room” (G), Cross­over Koope­ra­ti­ons­pro­jekte mit Ecco Mei­neke, Signal­raum (Halle 4), Kul­tur­zen­trum Ein­stein, München
2012 „Fotos und kine­ti­sche Werke“ (E), Foyer der Uro­lo­gi­schen Kli­nik München-Planegg
„being part“ (E), Baa­der­straße, München
„Kunst­land­schaft Ober­bay­ern: Land­kreis Starn­berg“ (G), Regie­rung von Ober­bay­ern, München
„Le troi­sième œil“ (G), Gale­rie Valé­rie Bach, Brüssel
2011 Teil­nahme an der Podi­ums­dis­kus­sion „After­math. Der Umgang der Künst­ler mit dem Unheil in unse­rer Zeit, von Ausch­witz über 9/11 zu Fukus­hima“ im Rah­men der Aus­stel­lung „Baby­lons Schat­ten III“ zum 10. Jah­res­tag von Nine-eleven, whi­te­BOX Kult­fa­brik, München
2010 Kunst­pro­jekt „Gegen­über und Mit­ein­an­der“ (G) der evan­ge­li­schen Luther­kir­che und der katho­li­schen Hei­lig Kreuz Kir­che, München
2009 (G) Gale­rie der Moderne / STEFAN VOGDT, München
2006–2008 „grow into“ (E), welt­weite Aus­stel­lung eines kine­ti­schen Objekts für die Allianz-Group 1999 „War­mer Atem schmilzt das Eis“ (E), Fabrik­halle, München
1996 Work­shop „Der öffent­li­che Tod“, Gedenk­stät­ten­mo­delle Esto­nia und Bir­ge­n­air (E), Sie­mens­fo­rum, München
1995 „Esto­nia Modell“ (G), Sta­tens Kon­st­rad, Stockholm
1991 „Der Traum vom Flie­gen“ (G), Kul­tur­zen­trum Gas­teig, München
Aktio­nen, Pro­jekte und Per­for­man­ces – Auswahl
2010 Licht-Aktion „Leben atmen“ in der Inten­siv­sta­tion der Uro­lo­gi­schen Kli­nik Planegg
„Kränkst Du mich, kränk ich Dich?“, zu Gescheh­nis­sen der Gemeinde Andechs bezug­neh­mende öffent­li­che Aktion zum Umgang mit Krän­kung, Doku­men­ta­tion in einem Film
2009 Aktion „… ich bin Dein See“ in Herr­sching am Ammer­see mit 120 Mit­wir­ken­den (Kul­tur­ver­ein Herrsching)
2008 „inside ice“, Foto­auf­nah­men im Kien­tal, Andechs
„Earth to face“, Foto­auf­nah­men des Phy­si­kers Peter Rein­artz in einem Flug­zeug des DLR
„Siehe, was aus Dir spricht“, Foto– und Video­auf­nah­men mit gehör­lo­sen Kin­dern der Baye­ri­schen Lan­des­schule für Gehörlose
„Siehe, was Du hörst“, kura­to­ri­sches Kon­zept von Erno Vroonen
Prä­sen­ta­tion von kine­ti­schen Wer­ken in vier Akten an vier Orten in Andechs
2007 Grün­dung der Koope­ra­ti­ons­ge­mein­schaft „Kine­tic Fac­tory“ zur Ent­wick­lung von Kon­struk­tio­nen und Steue­run­gen kine­ti­scher Werke
2006 Brun­nen­pro­jekt „me and we“, Abu Dhabi, Ver­ei­nigte Ara­bi­sche Emi­rate, zusam­men mit der Deut­schen Gesell­schaft für Tech­ni­sche Zusam­men­ar­beit (GTZ)
Aktion „le temps d´illumination“, Dép. Finistère, Frankreich
„five­lights“, Per­for­mance am Meer, Dép. Finistère, Frankreich
„Bot­schaft an die Welt“, Ent­wick­lung eines Prä­ven­ti­ons­pro­jek­tes zukünf­ti­ger Gewalt und Terror
1999 Öffent­li­che Über­gabe eines Kunst­wer­kes an die Samt­ge­meinde Eschede zum Geden­ken an das ICE-Zugunglück von 1998
1997 Aktion „Poul Prat“, Dép. Finistère, Frankreich
„In sich gehen mit 27 Fuß lan­gen Eisen­schu­hen“, Neue Gale­rie Dachau
„The work of seven men“, Akti­ons­kiste für 7 Män­ner, München
Kunst im öffent­li­chen Raum – Auswahl
2013 Kon­zept für ein kine­ti­sches Modell der „Gro­ßen Transformation“
2011 Rea­li­sie­rung des Wer­kes „Zuver­sicht“, Gretel-Bergmann-Schule, Hamburg-Allermöhe
2010 Landart-Projekt „at home… where you are!“, KOKUS, Hamburg-Allermöhe“, 1. Preis Realisierung
Kunst­pro­jekt „Gegen­über und Mit­ein­an­der“ der evan­ge­li­schen Luther­kir­che und der katho­li­schen Hei­lig Kreuz Kir­che, u. a. „Abend­mahl“ Leuchtobjekt
2009 Rea­li­sie­rung der kine­ti­schen Objekte „Pip“ und „Tulip“, Uni­ver­si­tät Augsburg
2008 Kine­ti­sches Brun­nen­ob­jekt Ammersee-Gymnasium, Die­ßen am Ammer­see (Entwurf)
2007 Kine­ti­sche Leucht­ob­jekte für EON (Entwurf)
2005 Ent­wurfs­ar­bei­ten für das Werk „Wahn­mal“ zum Thema Gewalt und Holocaust
1996 Son­nen­uhr für die Stadt Beilngries
Preise & Aus­zeich­nun­gen – Auswahl
2012 Aus­zeich­nung zum „Kul­tur– und Krea­tiv­pi­lo­ten Deutsch­land“ 2012 durch die Initia­tive Kul­tur– und Krea­tiv­wirt­schaft der Deut­schen Bun­des­re­gie­rung zusam­men mit 32 wei­te­ren Preisträgern
2010 »Licht« inter­na­tio­na­ler Wett­be­werb Design-Flachglas, Kathe­drale Roer­mond, Nie­der­lande; Nominierung
2009 Land­art Pro­jekt »Aller­möhe« Ham­burg 1. Preis Rea­li­sie­rung 2010
2008 Kunst am Bau für den Neu­bau des Insti­tuts für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und das Zen­trum für Wei­ter­bil­dung und Wis­sens­trans­fer der Uni­ver­si­tät Augs­burg, 1. Preis
1998 Stadt­werke Zen­trale Mün­chen, 2. Preis
1994 Gedenk­stätte »Esto­nia Schiffs­ka­ta­stro­phe« in Stock­holm, Aus­stel­lung im »Sta­tens Kon­st­rad« Stockholm
Koope­ra­tio­nen und Samm­lun­gen, Ankäufe – Auswahl
Baye­ri­sche Staats­ge­mäl­de­samm­lung, Alli­anz Group, BMW, Baye­ri­sche Lan­des­bank, Baye­ri­sche Haus­bau, Lan­des­haupt­stadt Mün­chen, Deut­sches Museum Mün­chen, Stadt­mu­seum Mün­chen, Mode­messe Mün­chen, Hau­ner­sche Uni­ver­si­täts­kli­nik Mün­chen, Stadt Augs­burg, Stadt Beiln­gries, Stadt Nörd­lin­gen, Samt­ge­meinde Eschede, Archi­tek­tur­büro Koch & Part­ner, Archi­tek­tur­büro Kaup & Part­ner, arc Archi­tek­ten BdA, Nickl & Part­ner Archi­tek­ten, RTL, ZDF, Bava­ria Film, Radio Lora und wei­tere öffent­li­che und pri­vate Auftraggeber

Robert Kess­ler

Robert Kessler

Robert Kess­ler ist ein außer­ge­wöhn­li­cher Künst­ler. Seine Arbei­ten ver­bin­den sozia­les Enga­ge­ment, Umwelt­be­wusst­sein und krea­tive Inno­va­tion. Er scheut nicht davor zurück, schwie­rige The­men kri­tisch anzu­ge­hen. Seine wun­der­vol­len Instal­la­tio­nen ver­mit­teln uns, der Mensch sei dazu da, ein Welt­ver­bes­se­rer im posi­ti­ven Sinne des Wor­tes zu sein.“ (Erno Vroo­nen, Cura­to­rial Advi­sor, 2010)